Die Verbandsliga-Softballsaison
2003: Wallbreakers souverän zum dritten Titel, aber was
bringt die Zukunft?
Allem voran erstmal das erfreulichste
an der abgelaufenen Saison
2003: Die Softballerinnen der Wallbreakers haben ihren
dritten Mitteldeutschen Meistertitel im dritten Jahr des Bestehens
der Mitteldeutschen Liga Softball (MDLS) geholt.
Die reguläre Saison absolvierten
die Leipzigerinnen mit acht Siegen und vier Niederlagen erneut
recht souverän (2002: 9-1), wenngleich ihre härtesten
Konkurrentinnen in der Drei-Team-Liga, die Dresden Lady Dragons
(6-6), am Ende nur zwei Spiele hinter ihnen lagen. Die Erfurt
Dark Angels gewannen zwar ein Spiel mehr als 2002, verpassten
mit vier Siegen und acht Niederlagen jedoch erneut den Finaleinzug.
Dabei gewannen die Schützlinge
von Coach Thomas Gebert gegen die Lady Dragons nur drei ihrer
sechs Spiele, hingegen fünf von sechs gegen die Dark
Angels.
In einem überzeugenden
Finale schlugen die Leipzigerinnen am 13. September schließlich
die ersatzgeschwächten Dresdnerinnen mit 13-6, wenngleich
begünstigt durch sieben Errors der Lady Dragons, die
zu neun Unearned Runs führten. Mit einer solideren Defense
der Elbestädterinnen hätte dieses Spiel also auch
einen anderen Sieger haben können.
So jedoch jubelten am Ende, wie schon
in den beiden Jahren davor, die erfolgsverwöhnten Wallbreakers.
Wie realistisch jedoch ist dieses Bild?
Wie konkurrenzfähig ist das Softballteam der Leipziger
wirklich? Wie wird sich die Zukunft darstellen? In welcher
Liga?
Dazu später. Da es sich bei diesem
Artikel in erster Linie um einen Rückblick handeln soll,
werden zunächst die Leistungen des Teams bzw. dessen
Spielerinnen in der gerade vergangenen Spielzeit die Hauptrolle
spielen.
In dieser Hinsicht machen es uns Baseball
und Softball recht einfach, denn meist (wenngleich eben nicht
immer) reicht ein Blick auf die Statistiken
aus, um die Performance einer Mannschaft oder eines Einzelnen
zu bewerten.
Die Offense
Die Wallbreakers schlugen .379 als
Team, Nummer eins der MDLS, Punkt.
Gut, das ist nicht verwunderlich, wenn
man vier Spielerinnen in den Top Ten im Batting Average der
Liga unterbringt, darunter mit Anne Dunkel (.654), Freya Moldt
(.529) und Liane Rast (.520) die ersten drei. Nummer vier
war Sandra Bieberbach, mit einem Schlagdurchschnitt von .429
auf Rang sieben der MDLS. Moldt führte das Team und die
Liga zudem in RBI mit 18 an.
Aber auch in der Abteilung Slugging
lagen die Leipzigerinnen mit .482 vorn. Anne Dunkel stand
auch hier ganz oben, mit einer Slugging Percentage von .923.
Die war das Resultat von sieben Doubles bei insgesamt 17 Hits.
Wenngleich gekennzeichnet durch mehr
Walks (131) als Hits (106), so führten die Wallbreakers
auch in der On-Base Percentage, mit .578. Als beste Leipzigerin
lag Dunkel (.750) hierbei hinter Erfurts Jana Rindfleisch
(.774) auf Rang zwei.
Alles in allem also relativ souveräne
Zahlen, die den Anspruch der Leipzigerinnen auf die beste
Offense untermauern. Sicherlich haben vor allem die Dresdnerinnen
ebenfalls gute Hitter in ihren Reihen, jedoch lieferten die
Wallbreakers eine solidere Vorstellung über die gesamte
Saison und (nahezu) die komplette Lineup ab.
Anne Dunkels Performance in der regulären
Saison brachte der 19jährigen zudem den Titel des MVP
(Most Valuable Player - Wertvollster Spieler) der Liga ein.
Apropos Lineup. Als Neulinge in der
Schlagreihenfolge, wie auch auf dem Feld, präsentierten
sich 2nd Baseman Franziska Räuber, 18, und die erst 17jährige
Outfielderin Laura Werling in diesem Jahr zum ersten mal in
Leipziger Uniform. Räuber schlug .125 (2 von 16) mit
drei RBI in acht Spielen, Werling kam auf einen Schlagdurchschnitt
von .143 (3 von 21) mit einem Double und immerhin acht RBI
in neun Partien.
Der letztjährige Rookie of the
Year, Franziska Hammann, entwickelte sich ebenfalls hervorragend.
Sie kam am Ende auf einen Batting Average von .321 (9 von
28), mit einem Double und acht RBI in zehn Spielen. 2002 schlug
sie noch .308 (4 von 13), mit einem Triple und drei RBI.
Speed doesn't slump, sagt der (Baseball-)Volksmund.
Und so taten die Wallbreakers auf den Bases in diesem Jahr
erneut das, was sie am besten können: ihre Schnelligkeit
ausspielen. Mit 112 Stolen Bases als Team führten sie
wieder die Liga an, mit einem gehörigen Abstand zu den
zweitplatzierten Dresdnerinnen, die auf 71 "geklaute"
Bases kamen.
Als erfolgreichste Baserunner zeichneten
sich in dieser Saison 3rd Baseman Liane Rast mit 21 und Pitcherin
Anna Moldt mit 19 Stolen Bases aus. Damit belegten sie auch
die ersten beiden Plätze in der MDLS. Beide liefen auch
die meisten Runs nach Hause, mit jeweils 29.
Aber die Offense macht ja nur einen
(den geringeren) Teil des Spiels aus. Was in erster Linie
stimmen muss, ist die Defense. Und da sah es nicht immer so
souverän aus.
Die Defense
Die Verteidigung stellt nach wie vor
(wie auch bei den Herren der ersten Baseballmannschaft) eine
der am meisten zu verbessernden Bereiche im Spiel der Wallbreakers
dar.
Zwar haben auch die anderen Teams der
MDLS genügend Probleme mit ihrer Defense, aber das soll
keine Entschuldigung für die eigenen Defizite sein. 65
Errors in zwölf Spielen sind die Ausbeute der Damen (gegenüber
100 der Herren in 24 Spielen). Macht im Schnitt 5,4 Fehler
pro Spiel und insgesamt eine Fielding Percentage von .777
sowie (trotzdem noch) den zweiten Platz in der MDLS hinter
den Dresden Lady Dragons (55 E, .821 FLD).
Mit neun Fehlern in 23 Chancen (Assists
+ Putouts + Errors) für eine .609 Fielding Percentage
führte Outfielderin/1st Baseman Laura Werling dabei die
unrühmliche Wertung an. Auf ebenfalls neun Errors, aber
eine höhere Percentage kamen Infielderin Claudia Pupo
(.775) und Catcherin Franziska Hammann (.791).
Im Gegensatz zu den Baseballern, die
immerhin zwölf Spiele auf ihrem nach dem Hochwasser von
2002 arg in Mitleidenschaft gezogenen heimischem Boden ausgetragen
hatten, mussten die Damen allerdings nur vier Partien auf
dem nicht ganz einfachen Geläuf im Wallbreakers Ballpark
absolvieren. Daher war der Platzfaktor nicht ganz so einflussreich
wie bei den Herren.
Das Pitching
Der Team ERA der Wallbreakers lag mit
10.43 Earned Runs pro Spiel (hochgerechnet auf die sieben
Innings eines Einzelspiels, nicht die fünf Innings eines
Dreier-Spieltages) zwar unter denen der Lady Dragons (11.96)
und der Dark Angels (16.18), jedoch fast vier Runs pro Spiel
höher als 2002 (6.85). Das ist wohl ein Indikator für
das Jahr für Jahr stärker werdende Hitting aller
Mannschaften.
Als Anker des Leipziger Pitchings
Staffs und dessen zuverlässigste Größe erwies
sich in diesem Jahr erstmals Anna Moldt (5-3). Sie verrichtete
die meiste Arbeit in der regulären Saison (36 Innings
in neun Spielen), und führte mit ihrem ERA von 9.72 zudem
die Liga an. Sie kam zwar auf 43 Strikeouts - mehr als doppelt
so viele wie die zweitplatzierte Andrea Barth aus Dresden
mit 20 K - für eine ausgezeichnete Strikeout-pro-Inning-Quote
von 1.19, aber die ebenfalls ligaanführenden 75 Walks
offenbarten nach wie vor Kontrollprobleme. Ihre Gegnerinnen
schlugen .302 gegen sie, die zweitniedrigste Marke der Liga.
Moldt übernahm ihre Pflichten
auch im Finale gegen die Dresden Lady Dragons, als Reliever
für Katrin Voidel. Sie pitchte vier Innings für
den Win, kassierte drei Earned Runs, gab zwei Hits ab, warf
vier Strikeouts und walkte zwei Batter.
Auf einen niedrigeren Opponent Batting
Average (OBA) innerhalb der MDLS kam mit .294 lediglich Moldts
Teamkollegin Anne Dunkel (1-1), die in diesem Jahr ihr Pitching-Debüt
gab und in 11 1/3 Innings 24 Earned Runs zuließ, was
einen ERA von 14.82 ergibt.
Katrin Voidel kehrte nach ihrer Knieoperation
zum letzten Spieltag der regulären Saison am 24. August
zurück. Sie kam deshalb vor dem Finale auch nur noch
auf insgesamt 5 2/3 Innings, verteilt auf zwei Spiele. Das
reichte ihr jedoch, um zu zeigen, dass sie noch nichts verlernt
hatte. Sie gab nur vier Hits ab und ließ fünf Earned
Runs zu.
Ihr wesentlich wichtigerer Auftritt
folgte jedoch erst beim Finale. Sie startete das Spiel für
die Wallbreakers und ließ über drei Innings lediglich
zwei Hits und ebenso viele Earned Runs zu. Dazu kamen fünf
Strikeouts und nur zwei Walks.
Fazit
So gewannen die Softballerinnen der
Wallbreakers ihre dritte Meisterschaft im dritten Jahr des
Bestehens der MDLS.
Die Frage ist also, wie repräsentativ
ist diese Erfolgsserie? Schwer zu sagen, denn die Leipzigerinnen
müssten ihr Talent endlich in einer größeren
Liga unter Beweis stellen.
Dabei ist das Problem nicht mangelndes
Potenzial der Konkurrenten innerhalb der MDLS, vielmehr fehlt
es an einem konstant hohem Spielniveau. Von den zwölf
Spielen der regulären Saison 2003 wurden nur vier mit
einem Unterschied von zwei oder weniger Runs entschieden.
Und nur eine dieser vier Partien - das 7-6
über die Lady Dragons am 24. August - war von einem durchweg
hohen Niveau geprägt.
Also müssen die Wallbreakers viel
öfter schwere und enge Spiele bestreiten, damit die Spielerinnen
den Softballsport und die Feinheiten, die in hochklassigen
Spielen zwischen Sieg und Niederlage entscheiden können,
besser lernen. Warum zum Beispiel bunten lernen, wenn ich
es im Spiel nie brauche? Diese und andere Fragen hätten
viele Spielerinnen in den letzten Jahren stellen können,
und ihr Coach hätte jedes Mal keine zufriedenstellende
Antwort geben können.
So lange die Wallbreakers auf ihrem
gegenwärtigen Spielniveau weiterhin gewinnen, so lange
wird sich also auch nichts an der Spielkultur ändern.
Deshalb ist der (geplante und inzwischen auch eingeleitete)
Übertritt in die Verbandsliga Berlin-Brandenburg schon
mal ein vielversprechender Schritt in die richtige Richtung.
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